Die grüne Mutprobe!


Die grüne MutprobeHach, seufz… Ich kann mich noch ganz genau daran zurück erinnern, als ich ein kleiner Junge war, unbeschwert schwamm ich mit meinen Geschwistern im Sommer durch den Teich. Große Seerosen dümpelten vor sich hin, das Wasser war perfekt grün-blau und klar, wundervoll zum planschen. Wir spielten verstecken, Blinde Kuh und Mutprobe! Die Mutprobe war, zum Steg am anderen Ende des Sees zu schwimmen und auf ihm zu sitzen, solange man es aushalten konnte! Den aktuellen Rekord hält mein Bruder Fiete und er liegt bei 7,36 Minuten!!

Niemand von uns weiß, wieso der Steg so gefährlich ist?! Unsere Eltern, König und Königin hier, haben es uns strikt verboten! Wir würden alle sterben und niemals wieder unbekümmert im Teich schwimmen können. Wer zu lange auf dem Steg abspackt, würde in eine andere Welt übergehen und niiieeemals wieder zurückkehren.

Konnte ich mir gar nicht vorstellen, also schwamm ich immer ganz vorne, wenn wir Mutprobe spielen wollten. Leider bin ich jedoch ein total mieser Schnick, Schnack, Schnuck Spieler, also durfte ich die Mutprobe bis jetzt noch nicht machen. Ich sei auch eh noch zu jung, meinte Fiete immer, dabei waren wir ja alle gleich alt. Er hatte nur schiss, wenn ihr mich fragt! Ich möchte jetzt nicht übertreiben, aber ich denke, er wittert die Gefahr, dass ich ihm seinen Rekord ohne Probleme kaputt machen könnte!

An einem strahlenden Sommertag, schwammen wir wieder zum Steg. Fiete war natürlich dabei, Paul, Ole, Kai, Kati, Bettina, Andrea, Eddie, Benjamin, Anika, Karla, Elise, Emma, Gabi, Heidrun, Karoline, Laura, Lisa, Ulli, Wiebke, Axel, Dennis, Florian, Malte, Harry, Kalle, Manni, Momo, Ralle, Siggi, Tommy, Willi und ich natürlich! Hab ich schon erwähnt, dass ich viele Geschwister hab? Kein Wunder also, dass ich bei Schnick, Schnack, Schnuck immer verkacke…

Doch wow, was war heute los? 30 von meinen 32 Geschwistern wollten nicht mitmachen! Ich stand zum ersten Mal in Halbfinale! Fiete spielte gegen Eddie Schnick, Schnack Schnuck und macht ihn mit Schere schneidet Papier gnadenlos fertig. Ein breites Grinsen legt sich auf sein schmieriges Maul. Ich gab Hackengas und schwamm zu ihm rüber. In Gedanken, ging ich all seine Spielzüge durch, mit denen er je gewonnen hatte. Hatte er so was wie ein Muster? Wenn ja, war ich zu doof es zu merken. Ich musste gewinnen, heute war ich einfach mal dran! Wir hoben zeitgleich unseren rechten Arm in die Höhe und schwangen im Takt zu den Worten, Schnick…, Schnack…, Schnuck… und whoop whoop, bäm Alter! Sein dämlicher Stein fällt in meinen Brunnen, ich hatte gewonnen! Alle jubelten, die Menge raste, na ja, jedenfalls in meinem Kopf!

Ich nahm Anlauf und hüpfte auf den Steg. Fiete und Karla starrten auf die Sonne. Karla stoppte immer unsere Zeit, da sie am besten die Sonnenuhr lesen konnte und Fiete wollte dies natürlich prüfen, falls ich seinen Rekord schlagen sollte.

Ich saß also auf dem Steg. Nach ein paar Minuten flog eine schmackhafte Fliege vorbei, die ich mir schnell schnappte und sie mir auf der schleimigen Zunge zergehen ließ. Ich bekam Langeweile und fing an, hin und her zu stolzieren. Ich wagte mich immer weiter auf den Steg hinauf und mein Herz raste wie wild. Das Blut stieg mir in den Kopf und ich bekam einen Adrenalinschub. Ich musste unbedingt wissen, was am Ende des Stegs war.

„Nein Sebastian, bleib hier, damit du schnell wieder ins Wasser kannst!“, hörte ich Wiebke noch rufen, aber da war es schon zu spät!

Ein riesiges Ungeheuer fing an zu schreien und bewegte sich schnell auf mich zu. Ich bekam Panik! Wenn es mich mit seinen riesigen Klauen erwischt oder ich unter seine Stampfer gerate, würden diese mich sicherlich einfach so zermatschen. Ich hüpfte um mein Leben, leider nicht schnell genug. Die Klauen dieses Riesendings schlossen sich um meinen Körper und hoben mich hoch in die Luft.

OMG! OMG! OMG! Dachte ich nur. Was für ein riesiges Tier! Was ist das nur für ein Ungeheuer? Ich wusste, jetzt würde ich sterben…

Dieses riesige Ungeheuer kam mit seinem Kopf immer dichter an mich heran, ich zappelte mit meinen Armen und Beinen, wie wild!! Oh nein, der Kopf kam näher und näher, es wollte mich fressen, mist. Ich kniff meine Augen ganz fest zusammen und hielt die Luft an. Und dann spürte ich etwas riesengroßes matschiges auf meinem ganzen Körper.

Vietnamesischer Frosch

Das Ungeheuer hatte mir seine Lippen auf den Kopf gedrückt und ließ mich dann los. Ich prallte auf den Steg, holte tief Luft, konnte aber nicht aufspringen und weglaufen. Was war passiert?

Ach du Scheiße!!! Meine Haut war gar nicht mehr grün und glitschig, sondern blass und stumpf. Als eine Fliege vorbei flog, wollte ich sie mit meiner Zunge schnappen, aber sie war viel zu kurz. Ich konnte sie gar nicht mehr ausrollen, neeeeeeeeeiiiiin!!!

Dieses Ungeheuer, das jetzt kleiner war als ich, schnappte sich meinen Arm und zog mich hinter sich her. Es  lächelte mich groß und breit an und komischerweise, verstand ich, was es sagte. „Wie heißt du?“, fragte es. Ich wollte „Quak, quak, rrrribbib, rrrrribbib.“ sagen, doch es kam: „Sebastian“ heraus. Erschrocken vor mir selbst, hielt ich mir die Hand vor dem Mund und stellte dabei fest, dass sich mein Gesicht komisch anfühlte. Nicht das auch noch! Meine Mama sagte mir doch immer, wie hübsch ich wäre und jetzt fühlt sich alles so platt an.

„Mutter“, rief das Ungeheuer. „Ich habe einen Frosch geküsst und einen Prinzen bekommen. Ich werde ihn heiraten und unendlich glücklich werden.“

Ich hatte keinen Plan, was hier los war, aber bei einem bin ich mir ganz sicher, wenn ich hier jemals wieder raus komme, werde ich nie, nie wieder etwas machen, was meine Eltern mir verboten haben! Da kommt man ja nur in Schwierigkeiten…

3 Gedanken zu “Die grüne Mutprobe!

  1. Mal aus dem anderen Blickwinkel. Interessant. Obwohl ja nicht so richtig klar ist, warum sie gewarnt werden aus dem Wasser zu hüpfen. So viele Mädels die Frösche küssen wollen könne da ja eigentlich nicht rumrennen… hmm…

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    • Aufpassen sollen Kinder ja generell ;) Das war mein erster Versuch, einer Kindergeschichte. Als Erwachsener hinkt das vielleicht, die ein zwei Kinder, die die kennen, fanden die wegen den ganzen Namen lustig.

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