Roswitha, eine Dame aus gutem Hause, perfekt erzogen, eine Koryphäe in der Gurken Sandwich Zubereitung, spielte Tennis wie eine Elfe, ritt Pferde wie eine Göttin, spielte so virtuos Klavier wie keine zweite in der Stadt, sang wie eine Nachtigall und machte nichts lieber, wie verheiratete Männer im Country Club anzugraben, dieses kleine Flittchen! Aufgezogen von einer russischen Kinderfrau, die mit ihren Reizen umzugehen wusste. So hatte diese Kinderfrau sich jedes Jahr eine Gehaltserhöhung und mehr Urlaub verschafft. Roswitha hatte also aus allererster Hand gelernt, wie sie ihre Reize einzusetzen hatte, um so zum Beispiel nicht den Restaurant- oder Kinobesuch zahlen zu müssen.
In diesem exklusiven Club hatten nur die betuchtesten Familien der Stadt Zugang. Sie genoss nichts mehr, als die Herren des Clubs nervös zu machen und kleine Geschenke abzusahnen, damit sie den Ehefrauen nichts erzählt. Obwohl die Damen sie selbstverständlich kannten und hinter ihrem Rücken abfällige Bemerkungen über sie machten. Sie hassten sie! Wie sie immer dasaß, mit ihrem langen, schwarzen Zigaretten-Halter, obwohl es sich für eine Dame nicht ziemte, zu rauchen.
So hatte sie schon neue Kleider, teuren Schmuck, kleinere Reisen, Ballonfahrten und Einladungen in exklusive Restaurants erhalten. Pfiffig war sie allemal. So, dass die Männer nicht einmal merkten, dass sie ihr viel gaben, ohne jemals etwas dafür bekommen zu haben!
Der einzige Mann in Roswithas Leben, dem sie hundert Prozent treu war und der ihr jede Lüge immer sofort ansah, war ihr Pechschwarzer Kater Schneeflocke. Flöckchen, wie sie ihn liebevoll nannte, hatte absolute Narrenfreiheit bei ihr. Wenn immer möglich, brachte sie ihm teuren Fisch aus dem Restaurants mit oder ließ ihn sich direkt nach Hause liefern.
Sie liebte es, wenn Flöckchen morgens seine Nase an ihre stupste, weil er sein Frühstück haben möchte oder seinen Kopf schief legte, wenn ihr Outfit nicht zusammenpasste oder er ihre Begleitung nicht leiden konnte. Da gab es ein stilles Abkommen zwischen ihr und Flöckchen. Mochte der Begleiter keine Katzen oder Flöckchen ihn nicht, gab es niemals ein zweites Date. Egal ob er reich war, Arzt oder Richter, er war damit raus!

Schneeflöckchen (c) http://favim.com/image/51438/
Letztens hatte sie einen Schriftsteller mitgebracht. Er hatte im Club eine Lesung gehalten. Er hatte sie sehr zum Lachen gebracht, nachdem die beiden ins Gespräch gekommen waren. Sie verstanden sich außerordentlich gut.
Es störte sie nicht einmal, als er bei ihrem ersten Date mit ihr in einen Pub ging, statt in ein Restaurant, und sie Guinness statt Champagner trank. Brot, Schinken und Käse kamen am Stück zum Tisch, und sie mussten selbst schneiden und schmieren – ein kleines Abenteuer für Roswitha.
Sie genoss den Abend so sehr, dass sie inständig hoffte, dass er sie schnell um ein zweites Date bitten würde. Vielleicht ist er „es“? Vielleicht könnte sie mit ihm sesshaft werden, denn eigentlich war das alles, was sie wollte.
Am nächsten Abend zog sie ihr schönstes Kleid an, legte den besten Schmuck an und schlüpfte in ihre teuersten Schuhe.
Als es an der Tür klingelte, schwebte sie zwitschernd herüber und lächelte beim Öffnen der Tür so wunderschön, wie nie zuvor.
Er trat ein, lächelte zurück, holte tief Luft und nieste ihr breit ins Gesicht!
Mist, Katzenhaarallergie…
Sie schaute Flöckchen an, er legte seinen Kopf schief, und sie sagte zu ihm: „Schade! Dann muss ich wohl weiterhin nachts davon träumen.“ Sie drehte sich elfengleich um und verpasste der Tür einen kleinen Schupps mit ihrem Fuß, so dass sie vor seiner Nase zufiel.
Eine einzelne Träne rann langsam über ihre Wange und Flöckchen schnurrte selig in ihrem Arm.
Diese Geschichte entstand aufgrund einer Aufgabe im VHS Kurs. Die Dozentin hat alle 20 Minuten ein neues Bild herumgereicht und diese sollten zu einer Geschichte verknüpft werden. Es wurde z.B. das Bild einer Katze rumgereicht, ein Pub von Innen, einer jungen Frau und mehr.